Verfahrensanweisungen nach DIN EN ISO 9001:2026
Verfahrensanweisungen bilden das Rückgrat eines wirksamen Qualitätsmanagementsystems nach ISO 9001:2026. Sie schaffen nachvollziehbare Prozesse, definierte Zuständigkeiten und gewährleisten eine sichere Dokumentation für interne und externe Audits. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre QM-Dokumentation effizient strukturieren, pflegen und digital steuern. Dabei zeigen wir praxisnah, wie moderne Tools die Dokumentenlenkung vereinfachen und kontinuierliche Verbesserungen unterstützen.
ISO 9001:2026 Unterschiede – Die wichtigsten Neuerungen gegenüber ISO 9001:2015.
ISO 9001:2026 Unterschiede stehen im Fokus vieler Qualitätsmanager, denn nach über 10 Jahren wird die bekannte Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001:2015 aktualisiert. Die neue Revision ISO 9001:2026 bringt moderate Änderungen mit sich, um den Standard an heutige Anforderungen anzupassen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum es zu dieser Revision kommt, welche wesentlichen Neuerungen sie gegenüber 2015 enthält und was diese in der Praxis für Qualitätsmanagement-Beauftragte in Industrie, Handel und Dienstleistung bedeuten. Konkrete Beispiele, mögliche Fallstricke sowie Empfehlungen zur Umsetzung helfen Ihnen, Ihr Unternehmen optimal auf die ISO 9001:2026 vorzubereiten. Lesen Sie weiter, um alle Änderungen und ihre praktischen Auswirkungen im Überblick zu bekommen.
Warum gibt es eine neue Revision ISO 9001:2026?
Die ISO 9001 wird regelmäßig überprüft, um aktuell und relevant zu bleiben. Die letzte große Revision stammt aus 2015 – seither haben sich Technologie, Geschäftsmodelle und Marktanforderungen erheblich weiterentwickelt. Eine internationale Umfrage im Jahr 2023 ergab einen breiten Konsens, dass eine Überarbeitung der Norm sinnvoll ist, damit ISO 9001 mit den wandelnden Bedürfnissen der Anwender Schritt hält.
Im heutigen dynamischen Geschäftsumfeld sind Agilität und Resilienz wichtiger denn je, was durch Trends wie Digitalisierung, neue Arbeitsmodelle und Nachhaltigkeitsanforderungen vorangetrieben wird. Beispielsweise transformieren Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Big Data die Unternehmensprozesse, und Nachhaltigkeit sowie soziale Verantwortung rücken verstärkt in den Fokus. Auch die Zunahme von Remote- und Hybrid-Arbeit seit der COVID-19-Pandemie stellt neue Anforderungen an Kommunikation und Infrastruktur. Solche Entwicklungen machen eine Aktualisierung der Qualitätsmanagement-Norm notwendig, um deren Praxisnutzen zu erhalten.
Ein weiterer Auslöser für die Revision ist die sogenannte ISO “London Declaration”, wonach alle ISO-Standards künftig Aspekte des Klimaschutzes berücksichtigen müssen. Für ISO 9001 wurde bereits 2024 ein Amendment veröffentlicht, das Klimawandel-Aspekte einbindet – diese Änderungen fließen nun vollständig in die ISO 9001:2026 ein.
Insgesamt zielt die neue Revision darauf ab, ISO 9001 an moderne Herausforderungen anzupassen und ihren Status als grundlegendes Werkzeug des Qualitätsmanagements zu sichern. Wichtig zu wissen: Die Überarbeitung 2026 ist eher evolutionär als revolutionär. Das heißt, Unternehmen mit einem etablierten ISO 9001:2015-System müssen keinen kompletten Neustart befürchten, sondern nur punktuelle Anpassungen vornehmen.
Der Zeitplan der Revision sieht vor, dass der offizielle Standard ISO 9001:2026 in der zweiten Jahreshälfte 2026 veröffentlicht wird (voraussichtlich Herbst 2026). Aufgrund der Verzögerung (ursprünglich war 2025 anvisiert) haben Organisationen voraussichtlich bis 2029 Zeit, von ISO 9001:2015 auf ISO 9001:2026 umzustellen. Während der Übergangsfrist von vermutlich drei Jahren sind beide Versionen gültig, sodass Zertifikate ihre Gültigkeit behalten und Unternehmen genügend Vorlauf für die Umstellung haben.
Die wesentlichen ISO 9001:2026 Unterschiede zu ISO 9001:2015.
Stärkere Rolle der Führung: Qualitätskultur und Ethik.
Einer der sichtbarsten ISO 9001:2026 Unterschiede betrifft die oberste Leitung. Erstmals verlangt die Norm ausdrücklich, dass das Top-Management eine positive Qualitätskultur fördert und ethisches Verhalten vorlebt. In Abschnitt 5.1 (“Führung und Verpflichtung”) wird betont, dass Führungskräfte aktiv ein Umfeld schaffen sollen, in dem Qualitätsbewusstsein und Integrität selbstverständlich sind. In der bisherigen ISO 9001:2015 war dieser Aspekt nur implizit vorhanden; nun ist er als konkrete Anforderung verankert. Für die Praxis bedeutet das: Die Geschäftsleitung muss als Vorbild in Sachen Qualität auftreten, nicht nur Ressourcen bereitstellen. Unternehmen sollten prüfen, inwieweit die Führungsebene Qualitätswerte und Ethik bereits vorlebt und wo eventuelle Lücken sind. Gegebenenfalls ist die Qualitätspolitik anzupassen, damit sie den Stellenwert von Qualität und Integrität deutlicher hervorhebt und mit der Unternehmensstrategie sowie dem Kontext übereinstimmt. Neu ist außerdem, dass eine ausdrücklich benannte Person (Der QMB ist wieder da!) regelmäßig über Verbesserungen an die oberste Leitung berichten soll – ein Hinweis darauf, dass kontinuierliche Verbesserung zur Chefsache wird. Insgesamt unterstreicht die Revision die Vorbildfunktion des Managements: Qualitätskultur soll “Chefsache” sein und im gesamten Unternehmen aktiv gefördert werden.
Risiken und Chancen getrennt managen.
Bereits seit 2015 fordert ISO 9001 ein risikobasiertes Denken. Neu in der 2026er-Version ist jedoch die klare Trennung zwischen Risiken und Chancen in den Anforderungen. Abschnitt 6.1 der Norm wurde strukturell überarbeitet und in drei Unterabschnitte (6.1.1–6.1.3) aufgeteilt, um Risiken und Chancen separat zu behandeln. Bisher waren beide Aspekte gemeinsam beschrieben; dies führte in der Praxis mitunter zu Missverständnissen. Die überarbeitete Norm stellt nun sicher, dass Organisationen sowohl Risiken (mögliche negative Abweichungen) als auch Chancen (mögliche positive Entwicklungen) systematisch identifizieren und bewerten – und zwar getrennt voneinander. Für Qualitätsmanager bedeutet das, ihr Risikomanagement-Prozedere zu überprüfen: Sind die Abläufe zur Behandlung von Risiken und zur Nutzung von Chancen eindeutig definiert und getrennt? Falls bisher Risiken und Chancen “in einen Topf” geworfen wurden, sollte man das jetzt entzerren, damit keine der beiden Kategorien untergeht.
In Anhang A der neuen Norm gibt es erweiterte Hilfestellungen und Beispiele, wie man Risiken und Chancen jeweils angemessen handhabt. Unterm Strich bleibt der risikobasierte Ansatz erhalten, doch die Erwartung ist nun klarer formuliert:
Maßnahmen und Ziele für Risiken sollen getrennt von denen für Chancen geplant werden. Ein gutes QM-System dürfte das bereits tun; falls nicht, ist jetzt der Zeitpunkt, dies nachzubessern.
Nachhaltigkeit und Klimawandel im Kontext berücksichtigen.
Die neue Revision integriert – entsprechend der erwähnten London Declaration – Aspekte des Klimaschutzes direkt in die Normanforderungen. Kapitel 4 (Kontext der Organisation) wurde um spezifische Hinweise zum Thema Klimawandel ergänzt. So fordert Abschnitt 4.1 künftig ausdrücklich, dass das Unternehmen bei der Analyse seines Kontextes bewertet, ob der Klimawandel für seine Tätigkeit relevant ist. In Abschnitt 4.2 wird klargestellt, dass auch interessierte Parteien (Stakeholder) klimarelevante Anforderungen oder Erwartungen an die Organisation haben können. Damit wird sichergestellt, dass beim Verstehen des organisatorischen Umfelds Faktoren wie z.B. neue Klimagesetze, gesellschaftlicher Druck zur CO₂-Reduktion oder Risiken durch Extremwetter nicht einfach ignoriert werden dürfen.
Natürlich hängt es vom Geschäftsmodell und Produkt ab, wie stark solche Aspekte ins Gewicht fallen – aber die Norm verlangt zumindest eine systematische Betrachtung dieser Fragen und eine Dokumentation der Ergebnisse. Ein Unternehmen sollte also bei der nächsten Aktualisierung seiner Kontextanalyse gezielt fragen: “Gibt es durch den Klimawandel Risiken oder Chancen für uns?” und entsprechend reagieren. Ebenso ist zu prüfen, ob Stakeholder (Kunden, Behörden, Nachbarn etc.) Anforderungen im Bereich Klima/Nachhaltigkeit an die Firma richten (z.B. Forderung nach Emissionsminderung oder resilienten Lieferketten).
Wichtig ist: ISO 9001 bleibt trotz dieser Neuerung eine Qualitätsmanagement-Norm, keine Umweltnorm. Es geht nicht darum, ein vollständiges Umweltmanagementsystem einzuführen, sondern darum, relevante Klima- und Nachhaltigkeitsfaktoren als Teil des Unternehmenskontextes mit auf dem Schirm zu haben. Für viele Firmen mag das nur eine Formalität sein – wer das Thema bisher jedoch völlig ausgeklammert hatte, muss nun aktiv werden.
Erweiterter Anhang A und weitere Klarstellungen.
Die ISO 9001:2026 Unterschiede enthält einen deutlich ausgebauten informativen Anhang A, der die Interpretation der Norm erleichtern soll. Zu fast allen Hauptkapiteln (4–10) finden sich dort zusätzliche Erklärungen, Beispiele und Erläuterungen, um typische Unklarheiten aus der Praxis auszuräumen. So wird im Annex z.B. erläutert, was genau mit “Qualitätskultur” gemeint ist und wie sie gefördert werden kann – als Hilfestellung zur neuen Forderung in Abschnitt 5.1. Ebenso gibt es Leitlinien zur Vorgehensweise in der Risiko- und Chancenanalyse (Abschnitt 6.1) oder Hinweise zur Dokumentation, Auditprogramm, kontinuierlichen Verbesserung usw.
Wichtig dabei: Der Anhang A hat informativen Charakter, d.h. er ist kein verpflichtender Normteil. Neue Pflichten entstehen daraus nicht, aber es wird dringend empfohlen, den erweiterten Annex zu lesen und zu nutzen – gerade bei der Schulung von Mitarbeitern oder beim internen Abstimmen der Normanforderungen kann er wertvolle Orientierung bieten. Für QM-Beauftragte mit begrenzter Zeit kann Annex A wie ein praktischer Spickzettel wirken, um die Neuerungen richtig zu verstehen.
Neben den genannten Kernänderungen gibt es einige weitere Anpassungen und redaktionelle Änderungen, die der Vollständigkeit halber erwähnt seien. So soll zum Beispiel die Qualitätspolitik laut neuer Norm noch enger mit der Unternehmensstrategie und dem Kontext verknüpft sein. Außerdem wird in Kapitel 7 (“Unterstützung”) klargestellt, dass Qualitätskultur nun offiziell Teil des Bewusstseins aller Mitarbeiter sein muss – inklusive Faktoren wie z.B. psychologisches Sicherheitsklima oder Burnout-Prävention, die zur Kultur beitragen. Im operativen Bereich (Kapitel 8) fordert ISO 9001:2026, dass Kriterien für die Annahme von Produkten und Dienstleistungen bereits bei der Planung festgelegt werden. Zudem müssen Nachweise zur Konformität von Produkten/Dienstleistungen explizit als dokumentierte Information vorliegen. Bei der Leistungsevaluation (Kapitel 9) rückt der Gedanke der Resilienz stärker in den Vordergrund: Organisationen sollen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Störungen betrachten und entsprechende Maßnahmen planen und überwachen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Kundenkommunikation Informationen über Notfallmaßnahmen und eventuelle Betriebsstörungen einschließen, damit Kunden im Ernstfall wissen, was sie erwartet. Und schließlich wird im Kapitel 10 (“Verbesserung”) deutlicher gefordert, dass kontinuierliche Verbesserungen sich mindestens auf Prozesse, Produkte und Dienstleistungen erstrecken müssen. Neueste Technologien sollen gezielt eingesetzt werden, um Verbesserungspotenziale zu erkennen und Erfolge messbar zu machen.
All diese Punkte sind jedoch eher Feinjustierungen als völlig neue Anforderungen. Der grundsätzliche Aufbau, die High-Level-Structure und der prozessorientierte Ansatz bleiben unverändert. Auch hat es keine Überraschungen wie neue Kapitel zu Künstlicher Intelligenz oder Remote Work gegeben – Themen wie der Einsatz von KI, Lebenszyklusanalysen oder Regelungen zu Remote Audits wurden diskutiert, aber nicht als explizite Forderungen in den Normentext aufgenommen. Unternehmen müssen also keine komplett neuen Disziplinen erlernen, sondern vor allem ihre bestehenden QM-Prozesse an einigen Stellen schärfen und an die präzisierten Vorgaben anpassen.
Praktische Auswirkungen für QM-Beauftragte und Unternehmen.
Was bedeuten diese Änderungen nun konkret für Ihr Qualitätsmanagement? Zunächst einmal kann Entwarnung gegeben werden: Für die meisten Organisationen, die bereits nach ISO 9001:2015 arbeiten, sind die Auswirkungen gering bis moderat. Es gibt keine völlige Neuausrichtung des QM-Systems, sondern eher Feintuning. Unternehmen müssen also nicht alles neu erfinden, sondern vor allem bestimmte Themen verstärkt angehen (z.B. Kultur, Nachhaltigkeit) und einzelne Prozesse oder Dokumente aktualisieren. Dennoch sollten QM-Beauftragte die Revision nicht auf die leichte Schulter nehmen. Jeder neue explizite Anspruch – so klein er erscheinen mag – kann beim Audit geprüft werden. Wer etwa die Förderung der Qualitätskultur oder die Klimabetrachtung ignoriert, riskiert Abweichungen im Zertifizierungsaudit. Insofern sind **die praktischen Auswirkungen** durchaus spürbar: Führungskräfte müssen stärker in die Pflicht genommen werden, Mitarbeiter für neue Themen sensibilisiert werden, und bestehende QM-Dokumentationen sowie Prozesse sind zu überprüfen.
Positiv betrachtet bietet die Revision eine Chance, das eigene Qualitätsmanagement-System auf den Prüfstand zu stellen und aktuellen “Best Practices” anzunähern. Die neuen Anforderungen können als Anlass dienen, das QM-System bewusster zu leben statt nur “für den Auditor” zu dokumentieren. Viele Unternehmen hatten in der Vergangenheit zwar formal ein konformes System, aber in der gelebten Praxis zeigte es wenig Wirkung – ein System, das auf dem Papier gut aussah, jedoch nicht wirklich zu besserer Qualität führte. Genau hier setzt ISO 9001:2026 an: Themen wie Qualitätskultur, Führungsvorbild und stakeholderorientiertes Denken sollen dazu beitragen, dass das QM-System tatsächlich im Tagesgeschäft verankert wird und Nutzen stiftet. Insgesamt gilt: Mit etwas proaktiver Vorbereitung lassen sich die Änderungen problemlos integrieren, und man kann die Übergangszeit nutzen, um das eigene Managementsystem schlanker, wirksamer und zukunftssicher aufzustellen.
Praxisbeispiele und typische Fallstricke.
- Praxisbeispiel Qualitätskultur: In einem mittelständischen Produktionsbetrieb existierte zwar eine Qualitätsrichtlinie, doch das Top-Management sah Qualität eher als Aufgabe der QM-Abteilung. Das Ergebnis war ein zwar zertifiziertes, aber wirkungsloses System – “Dokumentation vorhanden, Wirkung gleich Null”. Mit ISO 9001:2026 muss die Geschäftsführung nun sichtbarer als Treiber der Qualität auftreten. Durch Führungskräfteschulungen und ein gelebtes Vorbildverhalten wurde in diesem Unternehmen eine echte Qualitätskultur etabliert, was die Mitarbeitermotivation und Prozessdisziplin deutlich steigerte.
- Fallstrick Chancenmanagement: Ein Dienstleistungsunternehmen behandelte Chancen bisher stiefmütterlich, während es auf Risiken fokussierte. Bei der Umstellung auf ISO 9001:2026 stellte sich heraus, dass positive Möglichkeiten (z.B. neue Services für Kunden oder Prozessoptimierungen) gar nicht systematisch erfasst wurden. Dieser blinde Fleck hätte im Zertifizierungsaudit zu einer Abweichung führen können. Das Unternehmen führte daher ein einfaches Chancenregister ein und schulte seine Führungskräfte, auch proaktiv nach Chancen zu suchen – so wurden gleich erste Verbesserungsprojekte angestoßen.
- Praxisbeispiel Klimarelevanz: Ein Handelsunternehmen war unsicher, ob das Thema Klimawandel für sein QM-System relevant ist. Man entschied sich, in der jährlichen Managementbewertung explizit die Frage zu stellen, welche klimabedingten Risiken (z.B. Lieferschwierigkeiten durch Extremwetter) oder Chancen (z.B. Nachfrage nach grünen Produkten) bestehen. Die Ergebnisse wurden dokumentiert – oftmals mit dem Schluss “für uns derzeit nicht erheblich”. Im Audit honorierte der Zertifizierer diesen systematischen Ansatz. Der Fall zeigt: Selbst wenn der Klimawandel ein Unternehmen wenig betrifft, erwartet die Norm einen bewussten Umgang mit der Frage. Ein häufiger Fallstrick wäre es hier, einfach gar nichts zu tun – besser ist, das Thema einmal sauber zu bewerten und zu dokumentieren.
- Fallstrick Übergangsfrist aussitzen: Manche Organisationen neigen dazu, bei einer Normänderung bis zur letzten Minute zu warten. Angesichts der drei Jahre Übergangszeit bis ca. 2029 scheint kein Zeitdruck zu bestehen. Doch Vorsicht: Wer die Umstellung auf ISO 9001:2026 zu spät angeht, riskiert Hektik und Fehler kurz vor Ablauf der Frist. Es hat sich als best practice erwiesen, frühzeitig mit der Anpassung zu beginnen – so bleibt genug Puffer, um Probleme zu beheben und alle Beteiligten mitzunehmen.
Empfehlungen zur Umsetzung und Vorbereitung auf ISO 9001:2026.
Damit Ihr Unternehmen die Umstellung auf die neue Norm reibungslos schafft, sollten Sie planvoll vorgehen. Hier einige konkrete Empfehlungen, wie Sie sich vorbereiten können:
- Informiert bleiben: Verfolgen Sie die Norm-Entwicklung weiter. Abonnieren Sie Newsletter von ISO, Ihrem Zertifizierer oder Branchenverbänden, um Updates nicht zu verpassen:contentReference[oaicite:65]{index=65}. So erfahren Sie zeitnah, wann die finale ISO 9001:2026 erscheint und welche Übergangsregeln festgelegt werden.
- Gap-Analyse durchführen: Vergleichen Sie Ihr aktuelles QM-System (ISO 9001:2015) mit den neuen Anforderungen, sobald der endgültige Normtext vorliegt. Die meisten Änderungen sind bereits im Entwurf bekannt (Führungskultur, Risiko-Chancen-Trennung, Klimabetrachtung etc.), diese können Sie jetzt schon überprüfen:contentReference[oaicite:66]{index=66}. Erstellen Sie eine Liste, wo Anpassungsbedarf besteht. Viele Zertifizierungsgesellschaften bieten Übersichten oder Webinare zu den Änderungen – nutzen Sie diese Ressourcen.
- Top-Management einbeziehen: Sensibilisieren Sie die Leitungsebene für die neuen Anforderungen. Erläutern Sie der Geschäftsführung die Betonung von Qualitätskultur und Ethik (Abschnitt 5.1) und besprechen Sie, wie diese Werte im Unternehmen gelebt und nachweisbar gemacht werden können. Gegebenenfalls sind Workshops oder Trainings für Führungskräfte sinnvoll, um ihre Vorbildrolle im QM zu stärken.
- Mitarbeiter schulen: Machen Sie Qualitätskultur und ethisches Verhalten auch für die Belegschaft greifbar. Abschnitt 7.3 der neuen Norm fordert, dass Mitarbeitern die Bedeutung dieser Kultur bewusst ist. Integrieren Sie diese Themen in Schulungen, Team-Meetings oder interne Kommunikation. Definieren Sie klar, was unter gewünschtem Verhalten zu verstehen ist (z.B. Offenheit, Fehler melden, Versprechen einhalten) und warum das wichtig ist für Qualität.
- Risiko- und Chancenmanagement anpassen: Überarbeiten Sie Ihre Verfahren zur Risiko- und Chancenbewertung. Stellen Sie sicher, dass Risiken und Chancen in Ihren Prozessen separat erfasst, bewertet und mit Maßnahmen hinterlegt werden. Falls noch nicht vorhanden, führen Sie ggf. ein eigenständiges Chancenmanagement-Tool oder -Kapitel ein. Passen Sie auch Formulare oder IT-Systeme an, damit Chancen nicht unter den Tisch fallen.
- Klimawandel im Kontext aufnehmen: Integrieren Sie die Frage nach klimarelevanten Einflüssen fest in Ihre Strategieworkshops oder Managementbewertungen. Legen Sie Verantwortliche fest, die beurteilen, ob z.B. Gesetze, Lieferkettenrisiken oder Stakeholderforderungen zum Klimaschutz Ihr Unternehmen betreffen. Falls Sie zum Schluss kommen, dass Klimawandel für Sie kaum eine Rolle spielt, dokumentieren Sie auch diese Entscheidung nachvollziehbar – so sind Sie auf Nachfragen von Auditoren vorbereitet.
- Dokumentation und Prozesse aktualisieren: Planen Sie ein Update Ihrer QM-Dokumentation. Passen Sie zum einen Inhalte an (z.B. Qualitätspolitik um Werte/Themen ergänzen, neue Verfahren für Chancenmanagement) und zum anderen die Referenzen auf Normkapitel. Wenn Ihre internen Dokumente bislang z.B. auf “Abschnitt 6.1” verweisen, prüfen Sie, ob künftig die Unterabschnitte 6.1.1–6.1.3 referenziert werden müssen. Nutzen Sie die Gelegenheit, Dokumente zu entrümpeln und klarer zu gestalten.
- Auditprogramm planen: Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Zertifizierungsgesellschaft über den optimalen Zeitpunkt für das Umstellungsaudit. Drei Jahre Übergangsfrist vergehen schnell – möglicherweise ist es sinnvoll, das Upgrade im zweiten Jahr (2027/2028) durchzuführen, um genügend Spielraum zu haben. Setzen Sie interne Audits ab 2026 gezielt ein, um die Erfüllung der neuen Anforderungen zu überprüfen. Auch ein freiwilliges Voraudit oder ein “Transition-Workshop” mit dem Zertifizierer kann hilfreich sein, um eventuelle Lücken aufzudecken.
- Annex A konsultieren: Ziehen Sie nach Veröffentlichung der Norm den neuen Anhang A zu Rate. Die Erläuterungen dort helfen, die Intention hinter den Anforderungen zu verstehen. Nutzen Sie diese Insights, um interne Schulungsunterlagen zu erstellen und offene Fragen mit Auditoren oder im Team zu klären. Ein gründliches Studium des Annex spart Zeit und Missverständnisse bei der Umsetzung.
Fazit:
Die Revision auf ISO 9001:2026 bringt im Vergleich zur Version von 2015 zwar überschaubare, aber fachlich wichtige Veränderungen. Die wichtigsten ISO 9001:2026 Unterschiede – etwa die Betonung von Qualitätskultur durch die Führung, die getrennte Behandlung von Risiken und Chancen und die Integration von Nachhaltigkeitsthemen – zielen darauf ab, Qualitätsmanagement noch wirksamer und zukunftsfähiger zu machen. Unternehmen und QM-Beauftragte sollten die Neuerungen als Chance betrachten, ihr Managementsystem zu optimieren und stärker an den Unternehmenszielen auszurichten. Mit rechtzeitiger Vorbereitung und bewusster Auseinandersetzung lassen sich die Änderungen problemlos umsetzen, ohne dass Ihr QM-System an Stabilität verliert. Im Gegenteil: Wer die ISO 9001:2026 proaktiv einführt, wird von einer robusteren, wertorientierten Qualitätsorganisation profitieren. Kurz gesagt, die Norm bleibt der bewährte Rahmen für Qualität – und durch die Aktualisierungen bleibt sie relevant in einer sich wandelnden Welt. Nutzen Sie diese Weiterentwicklung, um Qualität noch stärker in den Mittelpunkt Ihres Unternehmens zu rücken – ganz im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung.